„ Ein Freund, ein guter Freund ist das Beste, was es gibt auf der Welt…“ So unerwartet heiter und beschwingt begann das Theaterstück „EMPFÄNGER UNBEKANNT“ in der gut besuchten Ehemaligen Synagoge am Samstag, den 11. November 2023. Anlass war das Gedenken an die Reichspogromnacht vor 85 Jahren. Als Veranstalter begrüßte der Förderkreis Ehemalige Synagoge e.V. den Fellheimer Bürgermeister Reinhard Schaupp sowie Sandra Neubauer, die als Vertretung von Landrat Alex Eder gekommen war.
Der kurze, hellsichtige Roman von Kathrine Kressmann Taylor erschien 1938 in Amerika. Er gilt heute in Deutschland und in Frankreich als Bestseller und bildet die Vorlage für die dargebotene Bühnenfassung:
Der Deutsche Martin Schulze und der Jude Max Eisenstein sind Freunde und leiten in Amerika erfolgreich eine Kunstgalerie. 1932 entscheidet sich Schulze, mit seiner Familie zurück nach Deutschland zu gehen. Ein freundschaftlich inniger Briefwechsel beginnt. Als Schulze zum glühenden Nationalsozialisten wird und Karriere in der NSDAP macht, verbittet er sich weitere Briefe. Der verzweifelte Eisenstein bittet ihn ein letztes Mal um Hilfe für seine von der SA verfolgten Schwester. Schulze bleibt tatenlos, die Schwester wird ermordet. Spätestens jetzt sind die Freunde erbitterte Feinde. Max übt Rache: Er beschließt, Martin weiterhin Briefe zu schreiben… Das bleibt für diesen nicht ohne Folgen.
Das Stück wirkte einnehmend, beklemmend und eindringlich. Der Stoff entfaltete im Laufe des Abends eine Sogwirkung, nicht zuletzt auch durch das grandiose Spiel von Matthias Klösel und Olaf Ude. Der Vorsitzende des Förderkreises Andreas Schraut wandte sich am Ende an ein tief bewegtes Publikum: In ihrem Stück zeige die Autorin die Passivität und Gleichgültigkeit der Bevölkerung während der Katastrophe des Holocaust. Auch heute sollten wir achtsamer denn je sein und dürften nicht einfach darauf vertrauen, dass die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes schon alles richtig gesichert hätten. Es gelte mit aller Kraft zu verhindern, dass aus Abwarten, Opportunismus und schließlich Fanatismus wird.
(Sonja Jaser, Förderkreis ehem. Synagoge)